Die Gründung in einer politisch und sozial ausserordentlichen zeit

Vom 12. bis 14. November 1918 bringen die Ereignisse rund um den Landesstreik die Schweiz an den Rand eines Bürgerkriegs. Nur wenige Monate zuvor laden die Unternehmer H. Weber, H. Frey, G. Hunziker und Dr. H. A. Mantel zur Gründungsversammlung des „Arbeitgeber-Vereins Zürcher Oberland und Grenzorte“ ein. Die der Versammlung vorgelegten Statuten nennen als Zweck des Vereins:

Der Mitgliederbeitrag wird auf Frs. 10.– festgesetzt. So wird am 3. Juli 1918 im Hotel Schweizerhof in Wetzikon Herr C. Baumann-Rüegg der Baumann Federn AG (bis heute aktives Mitglied) zum ersten Präsidenten gewählt, 20 Firmen treten dem Verein spontan bei.

1926 gründen 25 Mitgliederfirmen die AVIZO, die „Arbeitslosenversicherung der Industrien des Zürcher Oberlands“, die bis heute existiert.

Mit der Erweiterung des Einzugsgebietes wird 1938 der Vereinsname geändert in „Arbeitgeber-Verband Zürcher Oberland und rechtes Seeufer“.

Soziale Aktivitäten prägen die Zeit zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg

Ab dem ersten Vereinsjahr hat der Vorstand seine Mitglieder mit einem Jahresbericht über die Aktivitäten informiert, schon sehr bald in gedruckter Form. Rasch hat er auch den Kontakt zu den übergeordneten Verbänden gesucht.

Im Jahre 1919 hat der Vorstand Empfehlungen zum Thema „Ferien und Bezahlung der Schulstunden für Lehrlinge“ abgegeben.

1925 beschliesst der Verband, dem Metzger Rutishauser in Rüti die Garantie zu geben, 70% eines allfälligen Verlustes beim Verkauf von günstigem Gefrierfleisch an die Arbeiterschaft zu übernehmen. Der Verband bietet in dieser Zeit auch Weiterbildungskurse an: „Die Frau in der Fabrik und zuhause“, „Anerkennung und Kritik“ und „Über die Kunst der Menschenführung“ sind einige der Themen.

Zwischen dem 3. März 1928 und dem 26. Mai 1932 findet keine Generalversammlung statt, was im Protokoll wie folgt begründet wird:

Vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs beschäftigt sich der Vorstand mit Ferienreglementen, Arbeitslosenfürsorge, Unfallschutz, Entschädigung bei Militärdienst und damit, ob die Arbeiter am 1. August bis 12.00 oder bis 16.00 Uhr arbeiten sollen, bei Entschädigung der ausfallenden Arbeitszeit. Die Mitgliederfirmen beteiligen sich intensiv an der „Anbauschlacht“ und die Jahresberichte enthalten Detailzahlen zu den Ernteergebnissen der einzelnen Unternehmen.

1937 kommt es zum Friedensabkommen in der Maschinenindustrie , im Jahre 1940 werden dann  zu verschiedenen Themen ERFA-Gruppen gegründet, die sich bald grosser Beliebtheit erfreuen.

In diesen Jahren verzeichnet der Verein auch einen erfreulichen Mitgliederzuwachs und vertritt im Jahr 1941 101 Unternehmen mit insgesamt 8’304 Arbeitnehmenden.

An einer Mitgliederversammlung 1942 wird beschlossen, die Durchführung von „Hauswirtschaftlichen Kursen für Arbeiterfrauen“ zu unterstützen, und eine Vertreterin des „Schweizer Verband Volksdienst“ zeigt den Nutzen der Tätigkeit von Fabrikfürsorgerinnen auf.

Der starke behördliche Widerstand zur Hereinnahme von Arbeitnehmenden aus dem Ausland wird 1945 beklagt, im gleichen Jahr läuteten am 8. Mai aber auch die Friedensglocken, was im Jahresbericht wie folgt festgehalten wird:

Fachvorträge und Schulungskurse im Mittelpunkt der 50er- und 60er-Jahre

In den Jahren zwischen 1950 und 1970 befassen sich Vorstand und Mitglieder mit Problemen und Fragen aus der Praxis: Anstellungsbedingungen, ausländische Arbeitskräfte, Lohnkosten-Index, Vorschlagswesen für Betriebsverbesserungen, zunehmende Motorisierung (speziell Motorräder), Teuerung sowie Beratungs- und Fürsorgestellen in den Gemeinden sind die Themen.

1963 zählt der Verband 121 Mitgliederfirmen mit 16’691 Mitarbeitenden. Viele Betriebe öffnen ihre Tore für die Verbandsmitglieder, jedes Jahr findet mindestens eine Betriebsbesichtigung mit Diskussion und anschliessendem Essen statt.

Aber auch Referate und Diskussionen zu Fachthemen stehen weiterhin auf dem Programm: Quellenbesteuerung der Gastarbeiter, Gastarbeiter-Betreuung, Selbstdisziplinierung der Wirtschaft, Grundsätze zum Arbeitertransport, Kinderzulagen, Unfallberatung, Gesamtarbeitsverträge usw. Der Vorstand intensiviert die Zusammenarbeit mit den vorgesetzten Arbeitgeberverbänden.

Wirtschaftliches Auf und Ab in den 80er- und 90er-Jahren

Der Börsencrash von 1982 beschäftigt den Vorstand intensiv und es gibt verschiedene Veranstaltungen zu den Auswirkungen dieses Ereignisses. Den von wirtschaftlichen Sorgen geprägten Phasen folgen aber auch wieder sehr positive: Die grossen Rationalisierungsmassnahmen tragen ab 1984 wesentlich zur Verbesserung der Ertragslage vieler Unternehmen bei und die Arbeitslosigkeit geht zurück.

1988 warnt der Vorstand vor der Gefahr einer konjunkturellen Überhitzung. Die technische Kapazität ist zu 88% ausgelastet, was als Maximum beurteilt wird. Der Ruf nach ausländischen Arbeitskräften ist stark, die Mitgliederfirmen beklagen sich schon damals über den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Grössere Unternehmen verlagern die Produktion ins Ausland, wo die Kosten tiefer sind.

Doch der Aufschwung dauert nicht lange, schon 1990 beginnt die Konjunktur zu schwächeln. Die Teuerungsrate beträgt 5,4% und der starke Schweizer Franken wirkt sich zusätzlich erschwerend aus. Das Bruttoinlandprodukt geht um 0,5% zurück. In den Berichten beklagt sich der Vorstand über die Belastung durch neue Gesetze und fordert Deregulierungsmassnahmen.

Neustart ins dritte Jahrtausend

Um die Jahrtausendwende lässt die Beteiligung der Mitglieder an den Veranstaltungen nach, was den Vorstand zu einer Mitgliederumfrage veranlasst. Sogar zu einer allfälligen Auflösung des Verbands kann Stellung genommen werden. Das Resultat ist eindeutig, der Verband soll weiter existieren und diverse Mitglieder versprechen, sich verstärkt zu engagieren.

An der GV 2002 wird Rudolf Ziegler zum neuen Präsidenten gewählt, der Vorstand wird zur Hälfte erneuert. Unter der neuen Führung wird der unterdessen zur Tradition gewordene und sehr beliebte Neujahrs-Apéro bei der Lenzlinger Söhne AG aus der Taufe gehoben und neue Veranstaltungsthemen wecken das Interesse vieler Mitglieder. In den Folgejahren lassen sich erfreulicherweise immer wieder neue Mitglieder für das Präsidium und den Vorstand finden.

Seit der GV 2016 wird der Verband mit Annette Lenzlinger zum ersten Mal von einer Frau präsidiert. Sicher eine positive Ausgangslage für einen innovativen und stabilen Start ins zweite Jahrhundert der Verbandsgeschichte!

Am 18. Mai 2018 findet die 100-Jahr-Jubiläumsfeier anlässlich der Generalversammlung statt. Rund 150 Personen nehmen an diesem Anlass bei der FERAG AG in Hinwil teil und geniessen einen informativen, unterhaltsamen Abend mit Bundesrat Ueli Maurer und dem Arbeitgeberpräsidenten Valentin Vogt.

Rudolf Ziegler, ehemaliger Präsident des AVZO
9. Juli 2018